Affektiertheit beschreibt ein Verhalten, das durch eine künstliche Ausdrucksweise und die übermäßige Betonung von Emotionen geprägt ist. Personen, die als affektiert wahrgenommen werden, tendieren dazu, ihre wirkliche mentale Verfassung zu verbergen und stattdessen ein bewusst übertriebenes oder unnatürliches Auftreten zu zeigen. Diese Eigenschaft ist häufig in sozialen Medien zu beobachten, wo Nutzer ihre Identität und Emotionen inszenieren, um einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen. In zwischenmenschlichen Beziehungen kann Affektiertheit als widersprüchlich empfunden werden, da sie oft das Gefühl von Authentizität beeinträchtigt. Insbesondere in kreativen oder feminin orientierten Kontexten, wie dem Tendre-Stil, wird Affektiertheit sowohl geschätzt als auch kritisiert. Der Begriff stammt vom lateinischen ‚Affectus‘ ab, was die Affekte und Emotionen eines Individuums bezeichnet, und verdeutlicht die Diskrepanz zwischen innerem Erleben und äußerem Ausdruck. Im Kern verdeutlicht diese Haltung das Spannungsfeld zwischen echtem Emotionserleben und dem Drang, sich auf eine bestimmte Weise darzustellen.
Herkunft des Begriffs Affektiert
Der Begriff „affektiert“ hat seine Wurzeln im lateinischen Verb „affectare“, was so viel wie „anstreben“ oder „streben nach“ bedeutet. Im deutschen Sprachschatz beschreibt „affektiert“ eine Eigenschaft oder ein Verhalten, das oft als gekünstelt oder geziert wahrgenommen wird. Menschen, die sich affektieren, zeigen häufig eine unnatürliche oder unechte Ausdrucksweise in Sprache und Stil. Diese Verkünstlerei kann sich in einem übertriebenen Akzent oder in einer bestimmten Gestik äußern, die nicht authentisch wirkt. Solche Verhaltensweisen werden häufig mit dem Ziel gewählt, einen bestimmten Eindruck zu vermitteln oder sich von anderen abzugrenzen. In der Verwendung als Adjektiv beschreibt „affektiert“ also eine Art, sich zu zieren oder zu verkünsteln, was in vielen Kontexten negativ konnotiert ist. Die Nebenbedeutung bezieht sich auf die Vorstellung eines künstlichen Verhaltens, das nicht der wahren Persönlichkeit des Individuums entspricht. Daher wird der Begriff oft kritisch betrachtet, insbesondere wenn es um die Authentizität der dargestellten Emotionen oder das wahre Selbstverständnis einer Person geht.
Verwendung in der Schauspieltheorie
In der Schauspieltheorie des 18. Jahrhunderts wurde der Begriff affektiert häufig im Kontext der Affektiertheit verwendet. Einflussreiche Denker wie Gotthold Ephraim Lessing, Francesco Riccoboni und Pierre Rémond de Sainte-Albine thematisierten in ihren Schriften die Dualität von Körper und Geist und die Rolle von Emotionen in der Kunst. Der affektierte Ausdruck wurde oft als unnatürlich und unecht kritisiert, da er eine Pretiosität verkörperte, die das authentische Benehmen von Schauspielern in Frage stellte. Diese Diskussionen führten zu den so genannten Affekt-Diskursen, in denen Philosophen und Künstler die Bedeutung und die Darstellung von Emotionen in kulturellen Objekten hinterfragten. Schauspieler sollten affektieren, um emotionale Tiefe zu erzeugen, jedoch ohne dabei die Glaubwürdigkeit ihrer Darstellung zu verlieren. Die Herausforderung bestand darin, Emotionen so zu äußern, dass sie sowohl die Zuschauer berührten als auch eine gewisse Authentizität bewahrten. Im Neugriechischen wurde das Konzept des Affektierten verkörpert, was zu einem Fortbestehen dieser Debatten in der modernen Schauspielkunst beigetragen hat.
Kritik an affektiertem Verhalten
Affektiertes Verhalten wird oft als gekünstelt oder übertrieben wahrgenommen, was zu einer negativen Einschätzung der emotionalen Verfassung der betreffenden Person führen kann. In der digitalen Kommunikation, insbesondere in den sozialen Medien, beobachten wir häufig solches Gehabe, das nicht selten das natürliche Ausdrucksweise und die authentische Sprache beeinträchtigt. Die Theatralik, die vielen Beiträgen innewohnt, stellt eine Form der Pretiosität dar, die anstelle echter zwischenmenschlicher Beziehungen, oft nur den Wunsch nach Aufmerksamkeit und Anerkennung widerspiegelt. Diese Abwertung des emotionalen Wohlbefindens kann langfristig auch die mentale Verfassung beeinträchtigen, indem sie den Druck erhöht, stets ein entsprechendes, affektiertes Bild nach außen zu tragen. Der Begriff selbst leitet sich von der lateinischen „afficere“ ab, was so viel wie „beeinflussen“ oder „Handlung“ bedeutet. Kritiker befürchten, dass der Druck zur Demonstration von Affektiertheit, sei es durch geziertes Verhalten oder einen übertriebenen Akzent, die Authentizität und Echtheit im sozialen Austausch untergräbt. Ein achtsamer Umgang mit Sprache und Ausdrucksweisen könnte dem entgegenwirken und zu gesünderen zwischenmenschlichen Beziehungen führen.
